Stadionwelt: Christina Fries im Interview
"Das Ehrenamt muss neu gedacht werden, indem es sich stärker an den veränderten Lebensrealitäten der Menschen orientiert." Christina Fries regt bei der diesjährigen Sportplatzwelt Live zu einem Perspektivwechsel beim Aufbau systematischer Engagementförderung ein: Weg von den Bedarfen der Organisation hin zu den Bedürfnissen der Einzelnen in ihrem Amt.
Sportplatzwelt: Sportvereine und -verbände beobachten seit Jahren einen stetigen Rückgang ehrenamtlich Engagierter. Was sind Ihrer Ansicht nach die wesentlichen Ursachen dieser „Ehrenamtskrise“?
Fries: Eine der Hauptursachen für den Rückgang ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen und -verbänden ist der gesellschaftliche Wandel. Viele Menschen haben heute durch berufliche Anforderungen, steigende Flexibilitätserwartungen und familiäre Verpflichtungen weniger Zeit für ein langfristiges Ehrenamt.
Zudem haben sich die Erwartungen an das Ehrenamt verändert: Viele Interessierte möchten sich lieber projektbezogen und zeitlich begrenzt engagieren, anstatt dauerhaft eine feste Funktion zu übernehmen. Gleichzeitig werden die Anforderungen an ehrenamtliche Tätigkeiten immer komplexer, etwa durch steigende bürokratische Hürden und rechtliche Verantwortung, was potenzielle Engagierte abschrecken kann.
Nicht zuletzt spielt auch der demografische Wandel eine Rolle: In vielen Regionen gibt es weniger junge Menschen, die für eine ehrenamtliche Tätigkeit gewonnen werden können. Um dem entgegenzuwirken, müssen Sportvereine und -verbände neue Formen der Beteiligung entwickeln, flexiblere Engagementmodelle anbieten und ehrenamtliche Arbeit stärker wertschätzen.
GEWINNSPIEL-AKTION
Sie möchten an der Sportplatzwelt in Köln teilnehmen? Schicken Sie uns Ihre innovative Idee zur Gewinnung oder Bindung von Ehrenamtlichen und erhalten Sie von uns eine Freikarte!
* Was könnten Anreize sein, sich ehrenamtlich zu engagieren?
* Was sollten Vereine den Ehrenamtlichen bieten?
* Was motiviert junge Menschen und was brauchen vielleicht Senioren, damit Sie Freude, Erfüllung, etc. durch Ihr Ehrenamt spüren?
Für die besten drei Ideen, Menschen für ein Ehrenamt im Sport zu gewinnen oder langfristig zu binden, gibt es je eine Freikarte für die Sportplatzwelt am 13. Mai 2025 in Köln!
Schicken Sie uns Ihre Idee in 2-3 Sätzen mit Angabe Ihres Namens und Ihres Vereins/Verbands per Mail. Einsendeschluss ist der 11.04.2025.
Sportplatzwelt: Die Krisen und Herausforderungen unserer Zeit gehen auch mit steigenden Anforderungen an ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einher. Wie kann dieser schwierige Spagat gemeistert werden? Inwieweit müssen Vereine und Verbände das Ehrenamt „neu denken“?
Fries: Um den steigenden Anforderungen an ehrenamtliche Mitarbeiter*innen gerecht zu werden, müssen Sportvereine und -verbände flexiblere und modernere Strukturen entwickeln. Ein zentraler Ansatz ist die Entlastung der Ehrenamtlichen durch eine gezielte Professionalisierung, z. B. durch den verstärkten Einsatz von hauptamtlichen Kräften in administrativen Bereichen oder digitale Lösungen zur Vereinfachung von Verwaltungsaufgaben.
Zudem sollten Vereine das Ehrenamt attraktiver gestalten, indem sie zeitlich begrenzte, projektbezogene Engagementmöglichkeiten schaffen und gezielte Qualifizierungsangebote bereitstellen. Wertschätzung spielt ebenfalls eine große Rolle – durch Anerkennungskultur, Fortbildungen oder kleine materielle Anreize kann die Motivation gesteigert werden.
Das Ehrenamt muss „neu gedacht“ werden, indem es sich stärker an den veränderten Lebensrealitäten der Menschen orientiert. Hybride Beteiligungsformen, flexible Aufgabenverteilung und niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten können helfen, mehr Menschen für ein Engagement zu gewinnen und langfristig an den Verein zu binden...
Das vollständige Interview finden Sie auf der Website von Sportplatzwelt. Hier gehts zum Interview.
Sportplatzwelt LIVE am 13. Mai 2025 in Köln: Ehrenamtliche gewinnen, entwickeln, binden
Im Sport können wir seit Jahren einen Rückgang an ehrenamtlichem Engagement feststellen. Früher selbstverständlich, wird das Engagement heute stärker einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen. Ehrenamtliche suchen nach Mitgestaltungsmöglichkeiten, Selbstbestätigung sowie beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung. Die Krise des Ehrenamts hat nicht nur eine quantitative Dimension, sondern deutet auch auf ein Strukturproblem hin: Ehrenamt im Sport muss neu gedacht und systematisch in die Gesamtstruktur der Organisation integriert werden. Im Vortrag wird das Modell zur „systematischen Ehrenamtsentwicklung" vorgestellt, das durch einen Perspektivwechsel beim Aufbau systematischer Engagementförderung unterstützt: Weg von den Bedarfen der Organisation hin zu den Bedürfnissen der Einzelnen in ihrem Amt.
Christina Fries, Direktorin, Führungs-Akademie des DOSB
Zum vollständigen Programm